2025-10-13 18:15:43
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Florian Kirner;
"Ich freue mich über alle Geiseln, die jetzt freigelassen wurden oder werden. Ich freue mich für alle Angehörigen, deren Albträume nunmehr zu einem Ende kommen. Ich gedenke aller, die nicht überlebt haben.
Damit allerdings meine ich die Geiseln beider Seiten.
An der Berichterstattung zum Beispiel der Süddeutschen Zeitung fällt nämlich doch einiges auf.
Die israelischen Geisel kommen aus "qualvoller Gefangenschaft". Selbstverständlich ist jede Gefangenschaft qualvoll. Da aber gleichzeitig davon die Rede ist, sie befänden sich "in gutem gesundheitlichem Zustand" würde man gerne wissen, wie genau sie gequält wurden. Nicht, um irgendetwas herunterzuspielen - ohne jeden Zweifel war die Gefangenschaft qualvoll - sondern um ein solches, starkes Adjektiv konkret mit Inhalt zu füllen.
Denn die Palästinenser, die jetzt freigelassen werden, sind natürlich schon einmal keine Geiseln. Die sind von vornherein lediglich "Gefangene". Von ihren Qualen erfährt man ebensowenig, aber für deren Aufenthalt in israelischen Gefängnissen wird das Adjektiv "qualvoll" ja auch nicht verwendet. Dabei gibt es zahllose dokumentierte Fälle von sexueller Gewalt und Folter - und zahlreiche der nun freigelassenen palästinensischen... Geiseln (sic!) sind Kinder.
Kinder? Ja, Kinder. Israel verschleppt regelmäßig palästinensische Kinder.
War die Gefangenschaft in Israel für diese Kinder nicht "qualvoll"? Warum erfahren wir soviel über die Erleichterung und sehen die Szenen der Freude der israelischen Angehörigen - aber so gut wie gar nichts darüber, wie sich palästinensische Menschen über die Rückkehr ihrer Lieben aus Geiselhaft freuen?
Kinder, die zu ihren Eltern zurückkehren inmitten der Trümmer der Stadt Gaza, das wären doch starke Medienberichte!
Natürlich: Israel verhindert nach wie vor , dass Journalisten den Gaza-Streifen betreten. Warum ist das so? Was gibt es da zu verbergen? Und müsste diese Tatsache nicht erwähnt und problematisiert werden, wenn man die von Israel gewünschten Bilder der Rückkehr ihrer Geiseln zeigt?
Oder ist es etwa weiterhin so, dass in unseren Hauptmedien nicht jedes Leben gleich bedeutend ist? Dass nicht alle, die verschleppt werden, Geiseln sind, dass die einen "in gutem gesundheitlichem Zustand" aus "qualvoller Gefangenschaft" kommen - während man über die Haftbedingungen in Israel und den Zustand der palästinensischen Geiseln nichts erfährt?
Humanismus, nur um es noch einmal in Erinnerung zu rufen, bedeutet: Alle Menschen sind mit den gleichen, unveräußerlichen Rechten ausgestattet. Jedes Leben ist gleich viel wert."
"Ich freue mich über alle Geiseln, die jetzt freigelassen wurden oder werden. Ich freue mich für alle Angehörigen, deren Albträume nunmehr zu einem Ende kommen. Ich gedenke aller, die nicht überlebt haben.
Damit allerdings meine ich die Geiseln beider Seiten.
An der Berichterstattung zum Beispiel der Süddeutschen Zeitung fällt nämlich doch einiges auf.
Die israelischen Geisel kommen aus "qualvoller Gefangenschaft". Selbstverständlich ist jede Gefangenschaft qualvoll. Da aber gleichzeitig davon die Rede ist, sie befänden sich "in gutem gesundheitlichem Zustand" würde man gerne wissen, wie genau sie gequält wurden. Nicht, um irgendetwas herunterzuspielen - ohne jeden Zweifel war die Gefangenschaft qualvoll - sondern um ein solches, starkes Adjektiv konkret mit Inhalt zu füllen.
Denn die Palästinenser, die jetzt freigelassen werden, sind natürlich schon einmal keine Geiseln. Die sind von vornherein lediglich "Gefangene". Von ihren Qualen erfährt man ebensowenig, aber für deren Aufenthalt in israelischen Gefängnissen wird das Adjektiv "qualvoll" ja auch nicht verwendet. Dabei gibt es zahllose dokumentierte Fälle von sexueller Gewalt und Folter - und zahlreiche der nun freigelassenen palästinensischen... Geiseln (sic!) sind Kinder.
Kinder? Ja, Kinder. Israel verschleppt regelmäßig palästinensische Kinder.
War die Gefangenschaft in Israel für diese Kinder nicht "qualvoll"? Warum erfahren wir soviel über die Erleichterung und sehen die Szenen der Freude der israelischen Angehörigen - aber so gut wie gar nichts darüber, wie sich palästinensische Menschen über die Rückkehr ihrer Lieben aus Geiselhaft freuen?
Kinder, die zu ihren Eltern zurückkehren inmitten der Trümmer der Stadt Gaza, das wären doch starke Medienberichte!
Natürlich: Israel verhindert nach wie vor , dass Journalisten den Gaza-Streifen betreten. Warum ist das so? Was gibt es da zu verbergen? Und müsste diese Tatsache nicht erwähnt und problematisiert werden, wenn man die von Israel gewünschten Bilder der Rückkehr ihrer Geiseln zeigt?
Oder ist es etwa weiterhin so, dass in unseren Hauptmedien nicht jedes Leben gleich bedeutend ist? Dass nicht alle, die verschleppt werden, Geiseln sind, dass die einen "in gutem gesundheitlichem Zustand" aus "qualvoller Gefangenschaft" kommen - während man über die Haftbedingungen in Israel und den Zustand der palästinensischen Geiseln nichts erfährt?
Humanismus, nur um es noch einmal in Erinnerung zu rufen, bedeutet: Alle Menschen sind mit den gleichen, unveräußerlichen Rechten ausgestattet. Jedes Leben ist gleich viel wert."